Leben

 

Eduard Wurster wurde 1927 in Küsnacht ZH geboren. Seine Eltern gehörten dem unteren Mittelstand an. Der Vater war Postbeamter und die Mutter, eine Wienerin, hatte den Beruf einer Weissnäherin gelernt und war später Telefonistin bei der Heeresabteilung in Wien.
Schon früh zeigte er grosses Interesse am Malen und Farbenkomponieren. Die ersten Versuche Bilder zu malen fielen in die Sekundarschulzeit. Die Titelseiten des "Gelben Hefts", auf denen damals immer eine Reproduktion eines Gemäldes zu sehen war, dienten als Vorlage. Auf solche Kopien folgten bald eigenständige Versuche nach der Natur.
Seine verständnisvollen Eltern schenkten ihrem "Stubenhocker" zum 15. Geburtstag einen Ölfarbkasten, Pinsel und eine Feldstaffelei. Innert Kürze roch die ganze elterliche Wohnung nach Terpentin und Ölfarbe. Das erste Bildchen auf Leinwandstrukturkarton zeigt Wurster heute noch stolz seinen Besuchern. Damals ahnte wohl noch niemand, dass dies der Anfang eines mehr als 6000 Bilder umfassenden Lebenswerks sein sollte.
Nach der Primar- und Sekundarschule besuchte Wurster die Verkehrsabteilung der Kantonalen Handelsschule in Zürich, wo er auch die Aufnahmeprüfung für die Postbeamtenlehre absolvierte.
Aus der Sommerrekrutenschule (1947) wurde er schon nach neun Tagen entlassen, da man bei ihm anlässlich einer Schirmbild-Aktion eine Lungentuberkulose feststellte. Damit wurde in Wursters Leben schon früh eine Weiche gestellt. Er wurde in einem Zehnersaal des damaligen Absonderungshauses des Zürcher Kantonsspitals einquartiert und einige Wochen später in die Zürcher Heilstätte für Lungenkranke in Davos Clavadel verlegt. Die sogenannt konservative Kur dauerte zehn Monate. Danach konnte er wieder halbtags auf der Kreispostdirektion Zürich arbeiten. Nach wenigen Monaten jedoch brachte ihn ein Rückfall wieder nach Clavadel. Während des zweiten Kuraufenthalts, der acht Monate dauerte, wurden diverse Eingriffe vorgenommen. Von ärztlicher Seite wurde ihm geraten, nicht mehr ins Unterland zurückzukehren, sondern nach Möglichkeit in Davos zu bleiben. So begann er am 1. Dezember 1949 seinen Dienst beim Postamt Davos Platz.

In seinem kleinen Zimmer, in dem er zur Untermiete wohnte, war es unmöglich, mit Öl zu malen. So beschränkte er sich auf Aquarelle. Wurster war kurz zuvor in die Kunstvereinigung des Schweizerischen PTT-Personals aufgenommen worden und nahm an einer der ersten Ausstellungen dieser Gruppe im Gewerbemuseum in Bern teil.
Als die Jury der Küsnachter Künstler im Mai 1950 zwei seiner Aquarelle aufnahm und eins davon sogar verkauft wurde, sagte er sich: "Da muss doch etwas dran sein an meinen Bildern." - Das gab ihm Auftrieb und Mut, weiterzufahren. In Davos gab es damals eine aus Patienten und ansässigen jungen Künstlern zusammengesetzte lose Gruppierung. Zu ihnen gehörten nebst Eduard Wurster Gerhard Ahnfeldt, Ludwig Demarmels, Willi Welti, Ehrenzeller und Juszkiewicz. Sie beschlossen, gemeinsam eine Ausstellung zugunsten der Lawinengeschädigten durchzuführen. Die Ausstellung fand grosse Beachtung bei der Bevölkerung.

Zwischen Gerhard Ahnfeldt, einem liebenswürdigen deutschen Tb-Patienten und Eduard Wurster wuchs 1952 eine überaus fruchtbare Malerfreundschaft heran. Ahnfeldt war ein hervorragender Zeichner und Illustrator, akademisch geschult, Wurster Autodidakt ohne Ausbildung. Doch beide waren auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Eines Tages verkündete Ahnfeldt, dass er bei einem Kunstmaler Pfister Malstunden nehmen werde. Wurster kannte Pfister von Küsnacht her (ca. 1953), dieser hatte einmal seine Aquarellmappe angeschaut und ihm Tipps gegeben. Pfister sei ein hervorragender Schweizer Maler aus der Richtung der Fauves und ein sehr guter Lehrer. - Ahnfeldt sei dann für mindestens ein halbes Jahr verschwunden und als total verwandelter Künstler zurückgekehrt. Wurster: "Die Bilder, die Ahnfeldt heimbrachte, waren umwerfend. Es waren viele Bilder dabei, die Pfister während der Mallektionen vorgemalt hatte (die Unterschrift fehlte, leider). Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, hatte ich doch noch nie Bilder von ihm gesehen. Reine, kräftige und zugleich zärtliche Farben, strahlende Lichtwirkung, breitflächig angelegt und meisterhaft komponiert. Dazu kamen schon recht überzeugende Studien des Schülers. Für mich war das eine Offenbarung! So wollte ich malen können, so musste es mir doch gelingen, das Davoser Licht wiederzugeben. Gleich ging ich ans Ausprobieren, doch so leicht war das nicht." - Ahnfeldt und Wurster waren oft beisammen, iIn der engen Dachwohnung im Haus Reseda in Davos Dorf wurde diskutiert, gefachsimpelt und immer wieder gefeiert. Man habe sich jeweils gegenseitig die neusten Schöpfungen gezeigt und sie schonungslos, aber konstruktiv, kritisiert, bis Ahnfeldt vor Schwäche habe aufhören müssen.


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